Die Pöllauer Hirschbirne im Naturpark Pöllauer Tal
Willkommen im
Naturpark Pöllau
Seit jeher war die Hirschbirne eine als selbstverständlich angesehene Obstsorte im Pöllauer Tal und wurde gemeinsam mit anderen Birnen- und Apfelsorten verarbeitet. Zu Beginn der 1990er-Jahre zeichnete sich im Obstbau aber ein Trend zu Qualitätsprodukten und Markenartikeln ab. Werner Retter – der Bruder von Hermann Retter – folgte mit seinem Obsthof Retter der richtungsweisenden Tendenz vom Schnaps zum sortenreinen Edelbrand und meldete im Jahr 1992 das Gewerbe des Spirituosenerzeugers an.
Aushängeschild einer Region
Werner Retter suchte zu dieser Zeit ein für die Region typisches kulinarisches Aushängeschild und fand dieses in der Hirschbirne: „Ich wollte die Qualität der regional weit verbreiteten Frucht auf einen hohen Standard heben und lagerte die geschmacksintensive Birne erstmals in Akazienfässern – was heute das Originalprodukt des Obsthofs Retter ist.“ Nach und nach schlossen sich regionale Produzenten, kreative Gastronomen und eifrige Bauern, Werner Retters Vorhaben an, die Hirschbirne als Produktinnovation zu vermarkten. Mit der touristischen Vermarktung und der öffentlichen Bewerbung des Hirschbirnbrandes kam es zu einer Diskussion, ob die Hirschbirne auch tatsachlich eine eigene Sorte sei.
Die Hirschbirnstudie
Um Verwechslungen mit anderen Mostbirnen zu vermeiden, wurde der Obsthof Retter ersucht, das Vorkommen der Hirschbirne zu belegen. Die tatkräftige Unterstützung des Hartberger Pomologen (Obstsortenkundlers) Herbert Bayer brachte Gewissheit – die jahrhundertelange Existenz von Name und Sorte in der Region konnte von Werner Retter nachgewiesen werden. Heute ist die Hirschbirne das kulinarische Leitprodukt der Region und auch in der Forschung hat Werner Retter – der jüngere Bruder von Hermann jun. – mit der Hirschbirnstudie aus dem Jahr 2009 viel wertvolle Arbeit geleistet – diese ist unter anderem die Grundlage für den Antrag zur Eintragung der Ursprungsbezeichnung.
Steckbrief der Hirschbirne
Diese Birne ist eine alte steirische Sorte, deren Name auf das Wort Herbst (“Hiascht”) zurück geht, da sie erst Mitte Oktober geerntet werden kann.
Pöllauer Hirschbirnbäume sind sehr robuste, bis zu 16 m hohe Bäume. Sie wurden und werden in Streuobstwiesen und Baumreihen gepflanzt und müssen nicht in Plantagen stehen. Dadurch prägen die Bäume auch das Landschaftsbild des Naturparks. Die Blüte entfaltet sich – je nach Wetterlage – Anfang Mai schneeweiß mit karminroten Staubblättern. Die Blätter des Baumes sind unterseits stark, aber sehr weich behaart. Mitte Oktober bis Anfang November sind die Früchte reif und können vom Baum geschüttelt werden und müssen dann händisch aufgeklaubt werden. Die Pöllauer Hirschbirne ist in ihrer Gestalt eher rund und auch der Geschmack ist eine „runde Sache“. Die richtige Wahl des Erntezeitpunktes ist entscheidend: erntet man zu früh, fehlt Zucker und der Saft schmeckt “rebig”, erntet man zu spät fehlen Gerbstoffe und der Saft wird nicht klar. Die Pöllauer Hirschbirne stammt von der Schneebirne (Pyrus nivalis) ab, einer Birnenart, die in der Steiermark als ausgestorben gilt.
Hirschbirnbäume werden bis zu 200 Jahre alt und wachsen bevorzugt in einer Höhenlage zwischen 350 und 800m. Die Pöllauer Hirschbirne ist gesund: Chemische Vollanalysen der Inhaltsstoffe ergaben, dass die Hirschbirne aufgrund ihres hohen Polyphenolanteils (Gerbstoffe) vorbeugend gegen Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Krebs wirken. Zudem kann der hohe Ballaststoffanteil der Hirschbirne (entspricht dem von Weizen-Vollkornmehl) viele Zivilisationskrankheiten (z.B. Verstopfungen u.a.m.) vermeiden helfen.
Die Pöllauer Hirschbirne hat viele Menschen im Naturpark Pöllauer Tal inspiriert, so dass es eine große Vielfalt an Produkten aus dieser frechen Birne gibt.
(aus: Möslinger, M., Wilfling, A. & Komposch, H. (2009): Die Hirschbirne. Wissenschaftliche Grundlage zur Beantragung einer geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.) für die “Pöllauer Hirschbirne” sowie Basis für einen nationalen Know-How-Transfer im Bereich Herkunftsschutz. Endbericht. – Unveröffentlichte Studie im Auftrag der GRM GenussRegionen Marketing GmbH, 242 pp.)
Botanisch gesehen stammt die Hirschbirne von der Schneebirne (Pyrus nivalis) ab und ist vermutlich ein steirischer Zufallssämling. Der Ursprung ihrer Verarbeitung zu Most, Saft und Edelbränden lässt sich gar nicht wirklich zurückverfolgen. Die ältesten Hinweise auf die Sorte Hirschbirne gehen auf die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zurück, Quellen deuten auf eine sehr intensive Nutzung bereits für das gesamte 19. Jahrhundert hin. Erzherzog Johann, Förderer der Landwirtschaft und des Obstbaus, gründete eine Reihe von Baumschulen in der Steiermark. Im Pöllauer Tal entstand um 1827 am Gollnerhof in Winkl eine dieser Baumschulen. Von dort wurden die Obstbäume an die Bauern des Tales abgegeben.
Bereits im 19. Jahrhundert wurde die Hirschbirne auf internationalen Kongressen und Ausstellungen, wie etwa auf der Reichs-Obst-Ausstellung 1888, präsentiert. Das Wirken von Franz Pfann (1830–1907) war ebenfalls von großer Bedeutung für den Obstbau im Pöllauer Tal. Dieser bekannte Pöllauer Pomologe war unter anderem Lieferant für den Kaiserlichen Hof in Wien. Dank seiner Obstlieferungen nach Norwegen, Ägypten, Korfu und Frankreich erlangte der steirische Obstbau Weltruf. Charakteristisch für den Hirschbirnbaum sind aber auch seine besonderen Blätter, die gerade im Jungzustand stark weiß behaart sind, sowie seine kugelige bis hochkugelige Kronenform.
Die durchschnittlich elf Meter hohen Bäume gedeihen am besten in Gebieten auf einer Seehöhe von 450 bis 800 Metern und werden meistens in einer Reihe auf Streuobstwiesen gepflanzt. Das beste Beispiel dafür liefern die liebevoll gepflegten Streuobst- und Hirschbirnwege rund um das Retter Bio-Natur-Resort, wo die Gäste zudem in gemütlichen Hirschbirn-Schwebeliegen die Seele baumeln lassen können. Hirschbirnbäume zählen mit einem Lebensalter von bis zu 200 Jahren übrigens zu den Methusalems unter den Birnbäumen. Sie zeichnen sich aber nicht nur durch Langlebigkeit aus, sondern auch durch hohen Frostwiderstand sowie hohe Erträge und besondere Haltbarkeit der Früchte.
Durch ihre extrem späte Reife, ihr ausgezeichnetes Säure-Fruchtzucker-Verhältnis und dadurch, dass sie innen nicht braun wird, ist sie die Gourmetbirne schlechthin.“ Birnen gehören, wie auch anderes Kern- und Steinobst, zu den Rosengewachsen. Diese Verwandtschaft zeigt sich auch im Blütenaufbau: Die Hirschbirnblüte besteht aus fünf Kelchblättern, fünf Kronblättern und zahlreichen Staubblättern. Ganz geöffnete Blüten bestehen aus reinweisen Kronblättern, nur vereinzelt sind sie rosarot überlaufen. Deutlich rosarot überlaufen sind hingegen die Krone der Knospen oder die sich gerade erst öffnenden Bluten.
Tatsächlich wird daraus im Naturpark Pöllauer Tal eine ganze Reihe geschmacksintensiver Produkte erzeugt, die mittlerweile bis nach Taiwan geliefert werden: gedörrte Hirschbirnen (Kletzen), Hirschbirnenessig, der sich durch seinen fruchtig-unverwechselbaren Geschmack auszeichnet, Hirschbirnensaft und -frizzante, Marmeladen, Gelees, Essige, Edelbrände, mit Hirschbirnen gefüllte Lebkuchen und Pöllauer Kraftkugeln. Vor Ort werden sogar Hirschbirnenleberpastete und -leberkäse angeboten. „Der unvergleichliche Geschmack der hocharomatischen, zuckersüßen Frucht verleiht sowohl pikanten als auch süßen Speisen das gewisse Etwas“, betont Jürgen Archam, Chefkoch bei Retter.
Und Gerti Schirnhofer, Kreatorin des überaus beliebten Hirschbirnen-Tiramisus, ergänzt: „Die getrockneten Birnen sind nussig, geschmacksintensiv und verleihen der Süßspeise eine ganz eigene Note.“
Der Hirschbirnbaum und seine Blüten haben mittlerweile sogar Eingang in die Welt der Mode gefunden: Das Hirschbirndirndl und das Hirschbirnkleid wurden so entwickelt, dass die Stoffe und Farben den phänologischen Jahreslauf des Baumes – von der Blüte bis zur Frucht – sowie die Jahreszeiten wiedergeben.
Die Hirschbirne im Retter Bio-Natur-Resort
Die Pöllauer Hirschbirne steht unter dem besonderen „Schutz“ der Familie Retter – das heißt: Bei uns können Sie vom Hirschbirnsaft über Hirschbirntiramisu, Hirschbirnessig am Salatbuffet bis hin zum abschließenden Hirschbirnedelbrand die Hirschbirne in allen Varianten „nützen“ und genießen. Haubenkoch Jürgen Archam zaubert darüber hinaus immer wieder neue Hirschbirn-Gustostückerl. Indem Sie die Pöllauer Hirschbirne fleißig genießen, helfen Sie diese seltene Birne und den Naturpark Pöllauer Tal zu schützen. Im Jahr 2015 wurde die Pöllauer Hirschbirne von der Europäischen Kommission als geschützte Ursprungsbezeichnung im Europäischen Register der geschützten Bezeichnungen veröffentlicht. Sie gehört nun zum Kreise so bekannter Produkte wie Parma-Schinken oder Nürnberger Marzipan. Erhältlich auch im Retter BioGut-Shop!
Erlebnisweg rund um die Hirschbirne
Hirschbirn hirsch'n
Die Info-Station im Schlosspark Pöllau lädt zu einer genussvollen und abwechslungsreichen Reise zu den sieben Themeninseln ein. Erkunden Sie mit Hirschbirn hirsch’n im Naturpark Pöllauer Tal die vielen spannenden Ausflugsziele, die für Groß und Klein, Sportler, Naturliebhaber, Kulturinteressierte und Genießer das bewusste Erleben von Natur, Kulinarik und Regionalität ermöglichen. Auf sieben interaktiven Stationen wird zum aktiven Mitmachen, Ausprobieren und Erleben eingeladen. Bei einem interessanten und abwechslungsreichen Stationsprogramm erhält man besondere Einblicke in die Betriebe und kann in persönlichen Gesprächen mit den Paten der Station spannende Geschichten erfahren.
Auf der Spur der Hirschbirne
Das Retter BioGut
Unter Einbindung regionaler Betriebe und Produzenten bieten die sieben Hirschbirn hirsch’n Themeninseln den Besuchern eine besondere Art der Wissensvermittlung, bei der Genuss und gute Laune nicht zu kurz kommen. Die Hirschbirn hirsch´n Station „Die Wiege der Hirschbirn“ beim Retter BioGut und dem Hotel präsentiert Ihnen die Geschichte der Hirschbirn. Ein wichtiger Meilenstein war der Nachweis mit dem Obsthof Retter und dem Botaniker Herrn DI Herbert Bayer, dass die Hirschbirn eine eigene Sorte ist. Besuchen Sie die Stationen und entdecken Sie die Vielfalt des Naturparks Pöllauer Tal.